Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe

Man sollte annehmen, daß gerade die Internetauftritte der Webdesigner durch gelungene Gestaltung, Inhalte und Programmierung glänzen. Leider ist die Welt nicht immer so, wie es sich Hänschen oder der Web-Elch vorstellen.

Auch die Webdesigner-Zunft bereichert das Internet von Zeit zu Zeit um wirkliche Stilblüten. Der Web-Elch hat einige davon betrachtet und möchte in diesem Monat eine Seite vorstellen, wie sie nie und nimmer nicht sein sollte.

Area 55 bietet im Göttinger Raum Webdesign for free. Klar, wer würde denn auch für das Kram bezahlen wollen.

Gleich der erste Eindruck ist bezeichnend. Die Seite startet mit einer Fehlermeldung.

Bei der Programmierung dieser Seite grenzt es fast schon an ein Wunder, daß sie überhaupt startet. Um die möglichst vielen zappeligen Werbebanner unterzubringen, greifen die Autoren auf FRAMESETS zurück. Nur, warum können sie diese nicht richtig benutzen?

Ein FRAMESET findet sich im HEAD und ein anderer da wo er hingehört. Aber die Benutzung von zwei FRAMESETS ist sowieso nicht so ganz richtig, besser völlig falsch.

Das zweimalige Schließen des HTML Tags ist so nicht gerade üblich und wird bei einer ordentlichen Validierung sofort aufgefallen sein. Der NOFRAMES Abschnitt, eigentlich gedacht für Browser, die keine FRAMES anzeigen können, hat keinerlei Funktion und steht an fehlerhafter Stelle im Code. Die darin enthaltenen FONT Tags haben eh keinerlei Inhalt und Wirkung. Trotzdem schön, daß der Autor diesen Tag kennt.

Die Titelseite besticht durch ihre unkonventionelle Aufteilung. Das Menü findet sich links oben und muß gescrollt werden. Ebenso der Inhalt in der Mitte zwischen den breit dimensionierten Werbebannerabschnitten.

Selbstverständlich folgen alle weiteren Seiten diesem einmal eingeführten Schema. Warum wechseln, ist doch so schön schlecht. Hat der geneigte Besucher im Menü (links oben, scrollen nicht vergessen) die Seite über das Team ausgewählt, erscheint in der Mitte (das kleine Ding ist der Inhaltsbereich) eine kurze Vorstellung der Insassen der Area 55.

In einem unnachahmlich ironischen (wird zum Glück auch so erklärt) Stil geschrieben. Haha, selten hat der Web-Elch so gelacht.

Die Jungs von Area 55 bieten nach eigener Aussage einen kostenlosen Webdesign Service für alle möglichen Kundengruppen an. Nachdem man sich auf der Designseite

einiges Durchlesen konnte oder mußte, kann der immer noch nicht abgeschreckte Besucher einen Antrag auf kostenloses Webdesign stellen. Der wird dann wahrscheinlich vom Amt für schlechte Seiten bearbeitet.

Seltsamerweise sind im vorhandenen Gästebuch, so man es denn im Menü findet, durchaus positive Kommentare zu lesen. Eine Tatsache die den Web-Elch wirklich nachdenklich stimmt, aber die Wichtigkeit seiner Arbeit unterstreicht.

Area 55 sucht nach eigener Aussage noch Mitarbeiter, da den Jungs die Arbeit über den Kopf steigt. Na, vielleicht meldet sich da mal jemand, der ihnen Webdesign for Free beibringt.

Die Seiten von Area 55 sind ein gelungenes Beispiel dafür, wie Webseiten nun wirklich nicht aussehen sollten. Und der Name erinnert den Web-Elch irgendwie an das Area 51 mit den Außerirdischen. Bereitet Area 55 vielleicht eine Invasion der Aliens im Internet vor? Und versucht vorher mit schlechten Seiten die Webgemeinde in den Wahnsinn zu treiben?

Der Web-Elch hat sich von Area 55 nicht entmutigen lassen. Nach weiteren Recherchen fand er die Seiten der Firma Brietzke Webdesign.

Diese sind zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Brietzke erstellt seine Seiten mit Frontpage (siehe Technik-Tip). Leider merkt der geneigte Besucher dies sofort.

Alle Schaltflächen der Menüpunkte sind Frontpage-Grafiken. Diese haben den Nachteil, immer schon von Weitem als solche erkennbar zu sein. Die Programmierung der Seiten, da ja nicht von Hand erstellt, ist leidlich korrekt. Nur durch die Nutzung von Frontpage unnötig aufwendig.

Inhaltlich gibt es wenig wirklich interessante Highlights, aber auch keine negativen Ausreißer. Nur der Menüpunkt mehr Info ist schon von der Bezeichnung her etwas eigenwillig. Und verschiedene Schriftarten müssen im Menü nicht sein.

Brietzke liefert einen durchschnittlichen Auftritt. Ein ambitionierter Amateur kann aber durch den Einsatz von Frontpage relativ leicht ebenfalls solche Ergebnisse erzielen. Dafür braucht es keinen Webdesigner.

Unter den vom Web-Elch besuchten Webdesignern sticht ein Auftritt aus der grauen Masse hervor. Phil Zundel zeigt genau das was man erwartet wenn man Webdesign hört.

Seiten mit hervorragend aufbereiteten Grafiken, ein schlüssiges Designkonzept und Inhalte, die wirklich interessant sind.

Sucht man einen wirklich professionellen Webdesigner scheint man hier – jedensfalls bei Betrachtung unserer vorherigen Kandidaten – bestens aufgehoben. Die Programmierung des HTML-Codes überzeugt selbstverständlich auch. Phil Zundel verbindet ideal das Wissen um Webdesign und Programmierung.

Auf seiner Referenzseite kann Phil Zundel daher einige wirklich gelungene Internetauftritte seiner Kunden präsentieren.

Der Web-Elch kann nur hoffen, daß sich mehr Webdesigner in Zukunft so präsentieren. Gerade die Jungs aus der Area 55 sollten hier einmal stöbern. Und dann einsehen, daß ihr Webdesign wirklich umsonst ist.

Ein Webdesigner, der nicht in der Lage ist seinen eigenen Webauftritt perfekt zu gestalten, kann nie in der Lage sein einen Kundenauftritt mit der gebotenen Professionalität zu kreieren.

Daher der Rat des Web-Elch. Vor der Entscheidung für oder gegen einen Webdesigner sollte der interessierte Kunde immer erst die eigenen Seiten des Designers anschauen. Sind diese gut und überzeugend (wie bei Phil Zundel) steht dem Auftrag nichts im Weg. Aber wehe es schaut aus wie bei Area 55. Dann läßt man besser die Finger davon. Und eine Seite mit Frontpage zu erstellen, wie bei Brietzke, erfordert keinen Designer. Da reicht ein langes Wochenende und ein gutes Lehrbuch.

Weiterführende Links zum Thema
Area 55 – alles umsonst
Brietzke Webdesign
Phil Zundel, hier kommt Design ins Web
Die Web.de Seiten in denen der Web-Elch geschaut hat