Monthly Archives: Februar 2000

Bewegung im Onlinemarkt

Zum Start der diesjährigen CeBIT überschlagen sich nun die Onlinedienste mit der Ankündigung von Flatrates. Die Telekom preschte schon zum Februar mit der geplanten Einführung eines solchen Tarifes vor. Nun folgen die anderen Provider.

AOL – als größter Konkurrent der Telekom – beschwerte sich vorsorglich schon einmal über die Höhe des Tarifs. 100 DM pro Monat erscheinen den AOL-Mannen zu hoch. Sie würden einen solchen Tarif lieber bei 30-40 DM ansiedeln. Na, was hindert sie dann an einer solchen Kalkulation. Durch einen derart günstigen Zugang würden die Nutzerzahlen von AOL schnell in ungeahnte Höhen schiessen.

Nach den letzten Aussagen über die Finanzierung bei AOL steht mittlerweile fest, daß der Großteil der Einnahmen nicht aus Nutzungsgebühren sondern aus bezahlter Werbung besteht. Und je mehr Nutzer desto mehr Werbeeinnahmen. Eine alte Regel des Mediengewerbes, die auch hier gilt.

Um nicht im Abseits zu stehen, hat AOL auch – ähnlich wie die Telekom – spezielle Angebote für Schüler, Lehrer und Schulen angekündigt. Hier scheint plötzlich die Telekom nicht mehr in der Rolle des trägen Ex-Monopolisten zu reagieren, sondern vielmehr hat man das Gefühl die Telekom treibt den restlichen Markt ein Stück weit vor sich her.

Die anderen Spieler im deutschen Onlinemarkt – also Arcor, otelo, Mobilcom usw – haben nach der Telekom-Offensive nun auch eigene Modelle einer ähnlichen Flatrate angekündigt. Selbst der schon totgeglaubte Internetzugang über die Stromleitung wird nun wohl doch in absehbarer Zeit von den nun deregulierten Stromversorgern flächendeckend eingeführt. Auch hier werden sich zur Abrechnung wohl schon gleich zum Start dieser Angebote monatliche Flatrates als Gebührenmodell etablieren.

Und von den meisten Onlinediensten unbeobachtet hat die Telekom auch 65% ihres Kabelnetzes in NRW endlich verkauft. Der neue Mehrheitseigentümer – die Telekom behält die restlichen Anteile – hat schon angekündigt, das dortige Kabelnetz rückkanalfähig auszubauen. Hierfür sind milliardenschwere Investitionsprogramme im Gespräch.

Der Internetnutzer halt also in den nächsten Jahren vielfältige Möglichkeiten schnelle Internetverbindungen zu günstigen Gebühren zu nutzen. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Marktbeobachter vermuten, daß Deutschland bis zum Jahr 2003 die führende Onlinenation Europas wird. Es werden so nicht nur neue Märkte geschaffen, sondern auch der Effekt auf den Arbeitsmarkt dürfte beachtlich sein.

Es bleibt also wie immer sehr spannend im Onlinebusiness. Und das alles mit angestossen von der guten alten Tante Telekom. Wer hätte das vor einem Jahr vermutet?

Lesen Sie dazu auch:
Die Telekom kündigt eine Flatrate zur Internetnutzung an. 20.02.2000

Das GIF – Aufzucht und Pflege Teil 1

Eines der meisgenutzten Formate zur Erstellung von Bilschirmgrafiken ist das GIF. Das Graphic Interchange Format wurde von CompuServe in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre für den Versand von Bilddaten über DFÜ und für die Darstellung auf dem Bildschirm entwickelt.

Die zwei Formate GIF87a und GIF89a unterscheiden sich nur in einem Punkt. GIF89a unterstützt auch Animationen zusätzlich zur Transparenz und Interlacing bei GIF87a. GIF ist im Gegensatz zum JPEG ein Dateiformat mit einer indizierten Farbtiefe von höchstens 8 bit. Das bedeutet in einem GIF können maximal 256 Farben genutzt werden. Da aber ein Browser auch nur 216 Farben sicher darstellen kann, bedeutet dies um die einigermaßen korrekte Darstellung eines GIFs auf verschiedenen Monitoren sicherzustellen, sollten in einem GIF auch nur diese 216 Farben der Browserpalette genutzt werden.

Natürlich sind heutzutage die meisten Grafikkarten (Röhren-Monitore haben praktisch keine festgelegte Farbanzahl, LCDs meist schon) in der Lage mehr als 216 bzw 256 Farben darzustellen, aber wenn nicht, werden GIFs mit anderen als den 216 sicheren Farben gedithert (gerastert) und unschön.

Wann sollte man nun aber ein GIF benutzen. Die Antwort ist relativ einfach. GIFs eignen sich hauptsächlich für Elemente wie z.B. Buttons, Schriftzüge, Headlines usw. Also all die grafischen Bestandteile einer Seite, die ohne größere Probleme auch mit 216 bzw 256 Farben erstellt und angezeigt werden sollen.

GIF komprimiert die Bilddaten verlustfrei unter Zuhilfenahme des LZW-Verfahrens, das von Unisys entwickelt wurde. Diese verlustfreie Kompression funktioniert zeilenweise. Das bedeutet mit horizontal verlaufenden Farbabschnitten erstellte Grafiken (z.B. unser Logo oben) komprimieren besser als vertikal unterbrochene Flächen (z.B. Gefängnisgitter). Alle in einer Zeile hintereinander auftretenden Punkte einer Farbe werden zu einem Datensatz zusammengefasst. Sollte in dieser Zeile die Farbe ständig wechseln, funktioniert diese Methode der Komprimierung nicht mehr effektiv und die Dateien werden größer.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Vergleich bei der Kompressionsleistung eines Screenshots aus der letzten Ausgabe. Zuerst das Bild als GIF mit einer Größe von 55 KB:

und dann als JPEG-komprimiertes Bild mit 31 KB Größe:

Beide sind im Aussehen nahezu identisch, aber das GIF ist fast doppelt so groß und braucht somit auch etwa doppelt soviel Übertragungszeit. Das bei der verlustbehafteten JPEG-Komprimierung Bildteile verwaschen ist hier nicht so dramatisch. Für Fotos oder sonstige Echtfarbbilder ist das GIF-Format also nicht oder nur bedingt geeignet. Schon das Runterrechnen eines 24 bit Echtfarbbildes auf eine 8 bit Palette kann nicht – jedenfalls nicht ohne Qualitätsverluste – so durchgeführt werden, daß eine webkonforme Farbpalette verwendet werden kann.

Ganz anders sieht der Vergleich allerdings bei Grafiken aus, die mit einer 8 bit Palette erstellt wurden. Als Beispiel dient hierfür eine Grafik aus unserer Titelseite.

Als GIF ist das Bild 2 KB groß:

und als JPEG Bild ebenfalls 2 KB

Doch im Detail der JPEG Grafik sieht man, daß die verlustbehaftete JPEG-Kompression hier nicht die richtige Wahl ist

Diese entstehenden Artefakte lassen sich nicht vermeiden und sind gerade bei der Darstellung von Schriften in Menügrafiken unschön und stören beim Lesen. GIF ist also das Format der Wahl bei der Erstellung der meisten grafischen Elemente einer Webseite bis auf Fotos und Echtfarbdarstellungen. Daneben bietet das GIF-Format auch Transparenz- und Animationseffekte, die beim JPEG-Bild fehlen. Doch auf diese speziellen Eigenschaften des GIF gehen wir im nächsten Teil ausführlicher ein.

Der neue Elch

So, nun ist es nicht Mai und es gibt doch etwas Neues. Der Webelch kündigt pünktlich zur CeBit auch einige Veränderungen an.

Bislang erschien der neue Webelch immer um den 15. eines Monats. Gerade im Internet geschieht aber ständig etwas berichtenswertes. Außerdem konnte es passieren, daß geplante Artikel erst nach dem 15. fertig wurden und dann erst in der nächsten Ausgabe erschienen.

Der Webelch wird startend mit dieser Ausgabe zu einem ständig aktualisierten e-zine. Das bedeutet, immer dann wenn ein Artikel fertig oder eine für den Webelch relevante Meldung im oder über das Netz auftaucht, erscheint auch ein Artikel.

Jeder Artikel wird mit dem Erscheinungsdatum versehen und ist über die neugestaltete Archiv-Seite auch jederzeit wieder abrufbar. Das Archiv ist somit ab sofort nicht mehr nach Ausgaben, sondern nach unseren einzelnen Rubriken sortiert. Dies soll bei der Suche nach den einzelnen Artikel helfen und erscheint uns auch sinnvoller als die alte Lösung

Selbstverständlich liegt der Schwerpunkt des Webelch auch weiterhin im Bereich Webdesign und Nutzung bzw Auswirkungen des Internet. Im monatlichen Rhythmus wird der Webelch auch weiterhin ausgewählte Internetangebote zu einzelnen Themenschwerpunkten vorstellen und besprechen. Der Webelch-Award 2000 ist somit schon in Arbeit.

Wir hoffen, diese aktuellere und zeitnahe Erscheinungsweise kommt auch der Qualität unserer Artikel zugute und hilft unseren Lesern noch besser im Bereich Webdesign und Internetentwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Hierfür ist natürlich die Mitwirkung von Seiten unserer Leser noch wichtiger als zuvor. Sollten Sie also Anregungen, Kommentare oder Artikelwünsche haben senden Sie diese per e-mail an den Webelch.

Mit der angekündigten Flatrate der Telekom wird hoffentlich die Nutzung des Internet in Deutschland einen neuen Anschub erfahren. Das Internet wird in kürzester Zeit so selbsverständlich werden wie die Tageszeitung oder das Fernsehen. Umso wichtiger wird dann ein benutzerorientiertes Design und fehlerfreie Anwendung der zugrundeliegenden Programmiertechniken. Der Webelch wird sich also noch stärker um die Aufdeckung vorhandener oder zukünftiger Designsünden im Netz kümmern

Es bleibt spannend und interessant im Internet. Der Webelch wird hoffentlich in seiner neuen Form für Sie als Leser genauso spannend und interessant bleiben oder sogar noch viel besser werden.

Ihr Web-Elch

Es ist soweit. Die Telekom kündigt eine Flatrate zur Internetnutzung an.

Jubelrufe ließen in den letzten Wochen das andauernde Hellau und Alaaf Gebrülle der Narren verblassen. Was war passiert? Pünktlich zur CeBit hat die Deutsche Telekom neue Produkte angekündigt.

Zuerst wurde die Nutzung des D-Kanals der ISDN-Leitung als permanente Verbindung zum Internet vorgestellt. Eigentlich ist der D-Kanal für die Internetanbindung nicht oder nur bedingt zu gebrauchen. Die Telekom möchte damit eine Möglichkeit bieten ohne weitere Verbindung e-mails und andere Daten zu empfangen, die geringen Umfangs sind. Doch wo ist der Umfang noch gering und wann muß auf eine richtige ISDN-Verbindung umgestellt werden.

Dieses – nur 10 DM im Monat kostende – Angebot ist und war wohl als Antwort auf die ständige e-mail Empfangsbereitschaft der Satelliten-Internetdienste wie z.B. Teles zu verstehen. Bei diesen Diensten ist der permanente, schmalbandige Empfang von Daten schon seit jeher Bestandteil des Angebots. Aber ein Durchbruch für die Internetnutzung in Deutschland ist diese technische Krücke der Telekom nun sicher nicht.

Viel interessanter und bahnbrechender war da schon die kurz danach erfolgende zweite Ankündigung der Telekom. Zum einen die mit einem Pauschalbetrag abgegoltene Telefon- und Internetnutzung am Sonntag. Und die Einführung einer echten Flatrate für T-Online zum Sommer.

Den Pauschalbetrag für den Sonntag wird allerdings aller Voraussicht nach die Regulierungsbehörde stoppen. Kleine Mitbewerber der Telekom können es sich nämlich nicht leisten ihre Kapazitäten, für die sie ja weiter zahlen müssen, an bestimmten Tagen generell zu verschenken. Die Telekom kann aufgrund ihrer Größe für solche Angebote natürlich eine ganz andere Kalkulation durchführen als z.B. otelo.

Zwar gab es auch schon in der Vergangenheit vereinzelt Aktionen von Telekom-Mitbewerbern in deren Rahmen das Telefonieren an bestimmten Tagen kostenlos war. Doch waren dies nur Werbemaßnahmen mit bestimmten Kosten, aber kein dauerhaftes und für kleine Telcos unkalkulierbares Angebot.

Die Flatrate hingegen, der Ankündigung nach 100,- DM pro Monat, könnte sich zu dem Killerprodukt des Internetzugangs in Deutschland entwickeln. In anderen Ländern ist es ja durchaus schon seit einiger Zeit üblich, für die Nutzung des Internet oder des Telefons allgemein nur eine monatliche Pauschale zu verlangen und keine weiteren minuten- oder volumenabhängigen Gebühren zu verlangen.

Die breitere Nutzung des Internet in Deutschland wurde immer durch den im Hintergrund tickenden Gebührenzähler zumindest der Telefonverbindung behindert. Zwar gab es durchaus Versuche eine Flatrate einzuführen. Doch sind diese wie bei Mobilcom gescheitert oder sie beziehen sich nur auf bestimmte Orte (Netcologne) bzw umfassen nur die Verbindungsgebühren nicht aber die Telefonkosten. So ist beispielsweise die Flatrate von AOL für 9,90 DM nur ein Blender. Es fallen weiterhin 3,9 Pfennig Telefonkosten pro Minute an und es wird ein Verbindungsentgelt von 6 Pfennig pro Einwahl erhoben. Die 9,90 DM Flatrate zahlt nur, wer gar nicht über AOL ins Internet geht. Nicht gerade die optimale Lösung für eine Flatrate.

Bei der Telekom sollen jetzt keine weiteren Kosten anfallen. Und mit der sehr guten Infrastruktur der Telekom ist es wohl auch kein Problem die entsprechende Bandbreite für ISDN zur Verfügung zu stellen. Und ein Besetztzeichen gibt es bei T-Online praktisch nie. Der Nutzer ist allerdings auf T-Online als Zugangsprovider festgelegt.

An sich keine schlechte Wahl. Der T-Online Zugang funktioniert über PPP ohne Probleme mit den gängigen Betriebssystemen und Anwendungen. AOL hat es beispielsweise immer noch nicht geschafft die Nutzung des AOL-Netzwerkes von der eigenen Software unabhängig zu machen oder AOL e-mails über POP bereitzustellen.

Das jetzt natürlich die Mitbewerber der Telekom einen Katzenjammer beginnen ist klar. Hier wird viel von Mißbrauch der Markstellung und unzulässigem Dumping gesprochen. Aber auf den zweiten Blick scheint die Telekom eher aus einer Position der Schwäche den aus der Marktbeherrschung heraus zu agieren. AOL hat sich gerade mit Time Warner zusammengeschlossen und liefert nun nicht nur den Zugang sondern auch hochwertige Inhalte ins Internet. Vodafone und Mannesmann werden sicher in nächster Zeit neben dem normalen Zugang per Telefonkabel auch Internet per Funk flächendeckend zu günstigen Preise anbieten.

Um nicht weiter Marktanteile zu verlieren, muß die Telekom einfach handeln. Schließlich hat sie auch schon vor einiger Zeit ihr Alleinstellungsmerkmal des Homebanking an offene Systeme der Banken im Internet verloren. Dies ist wohl auch der Hintergrund der in den letzten Tagen verkündeten Kooperationen der Telekom mit Frankreichs führenden Internetdienst und der Commerzbank.

Wenn dieser Kampf um Marktanteile im Zugangsbusiness über sinkende Kosten des Zugangs und Flatrates ausgeführt wird, kann diese Entwicklung dem Internetnutzer nur Recht sein. Der Nutzung und der Verbreitung des Internet in Deutschland wird mit solchen Preismodellen nur geholfen. Es bleibt zu hoffen, daß die Konkurrenten der Telekom in nächster Zeit mit dem Jammern aufhören und lieber selber Angebote in dieser Richtung erarbeiten und vorstellen. In anderen Ländern bietet AOL selber Flatrates an, trotz der sicher auch dort bestehenden Kosten der Leitung, die nicht AOL gehören.

In der Zukunft wird sicher nicht über den Zugang das Geld verdient, sondern über Inhalte und weiteren Service (Zugänge über GSM usw). Scheinbar müssen das jetzt einige Internetprovider erst durch die Telekom vor Augen geführt bekommen um aufzuwachen. Und das Wichtigste: Der Internetnutzer kann von dieser durch die Telekom eingeläuteten Entwicklung auf absehbare Zeit nur profitieren. Sollten wirklich in der Zukunft unsere Kühlschränke ins Internet wollen, kostet das wenigstens nichts extra. Telekom sei Dank.

Weiterführende Links zum Thema
http://www.t-online.de/ T-Online mit Erklärungen zu verschiedenen Tarifmodellen der Zukunft
http://www.aol.de/ Und die Konkurrenz aus Amerika
Wie weit geht es noch?
Sinken die Onlinekosten immer weiter? 11.11.1999
Das Archiv, der Elch, der Gebührenzähler oder doch alles umsonst ? 03.09.1999
Initiative für eine Flatrate im Internet